Zum Inhalt springen
Ratgeber Fine Art Print

Was ist eigentlich Farbmanagement und wofür gibt es Farbprofile?

Vergrösserungsglas auf Farbpalette

Farben sind in der digitalen Fotografie, sowie in der Nachbearbeitung am Computer oder am Smartphone, stets ein grosses Problem. So wie die Farben in der Natur aussehen, werden sie in der Aufnahme nämlich meist nicht erscheinen und am Display auch nicht entsprechend wiedergegeben, wie sie fotografiert wurden. Das hat gleich mehrere Gründe und kann durch unterschiedliche Massnahmen entsprechend korrigiert werden.

Genau darum soll es in unserem heutigen Artikel gehen. Wir möchten erklären, was Farbmanagement genau ist, wofür die verschiedenen Farbprofile gedacht sind, was eigentlich ICC-Profile sind und welche Fachbegriffe und Eigenheiten es sonst noch gibt. Ein Überblick also, wie korrektes Farbmanagement aussieht und wie es zu verstehen ist.

Am Ende möchten wir Ihnen ausserdem noch nahelegen, wie ein cleveres Farbmanagement auch Zuhause möglich ist und wie Sie es ohne hohe Kosten oder viel Aufwand umsetzen können. Oft reicht dafür nämlich schon ein Grundverständnis von der Materie selbst, sowie die passenden Farbprofile.

Genau das möchten wir Ihnen nun ein wenig umfangreicher vermitteln. Keine Sorge, im Grunde ist es ganz einfach. Los gehts!

Farbmanagement auf einfache Weise erklärt

Wie eingangs schon erwähnt, ist mit Farbmanagement in erster Linie gemeint, dass ein Bild auf unterschiedlichen Ausgabegeräten immer gleich aussehen soll. Das ist wichtig, da sonst keine Korrektur möglich wäre. Ein schönes Beispiel dafür sind die typischen Smartphone Apps, die zwar eine Korrektur erlauben, aber wenig professionell auftreten, da jedes Gerät die Farben vollkommen anders wiedergibt. Lade ich das Bild dann in eine professionelle Software am PC oder Mac, sind die Korrekturen in der Regel alles andere als logisch oder akkurat ausgefallen.

Das fängt bereits damit an, dass jedes Smartphone ein unterschiedlich gebautes Display besitzt. Kommt bei einigen noch ein LCD Panel zum Einsatz, setzen moderne Geräte auf OLED und kommende Geräte dann irgendwann auf MicroLED oder MiniLED. Jedes Display gibt Farben aber vollkommen unterschiedlich wieder, was auch für die Kontraste gilt.

Und dann gibt es da noch Apple, die mit ihrer True Tone benannten Technologie dafür sorgen, dass die eigentliche Darstellung ebenfalls noch einmal drastisch von dem abweicht, was andere Smartphones oder Computer liefern. Eine korrekte Bearbeitung am Smartphone scheint da gar nicht möglich zu sein.

Genau dasselbe Prinzip ist auch bei Monitoren zu finden. Stellt euch das so vor, dass jeder Monitor erst einmal kalibriert werden muss. Gelb sieht also immer gelb aus, erreicht aber unterschiedliche Nuancen, je nachdem auf welchem Monitor es angezeigt wird.

Üblicherweise sind nur sehr teure Monitore entsprechend genau kalibriert, alle anderen geben sich oft auch mit eher ungenauen Farbwiedergaben zufrieden. Ausserdem gibt es da noch das Problem, dass am Monitor sowieso nicht alle sichtbaren Farben dargestellt werden können, sondern nur der sRGB-Farbraum. Selbst die teureren Wide-Gamut-Monitore schaffen es also nicht, das volle Spektrum wiederzugeben, erreichen aber zumindest den Adobe RGB-Farbraum. Doch dazu später noch mehr.

Fotografen und Filmemacher setzen daher meist speziell kalibrierte Monitore ein. Dabei kommt es zum einen auf das Kontrast­verhältnis an, was bei Profi-Displays durchaus 1.000.000:1 betragen kann, zum anderen aber auch auf den sogenannten Farbraum. Ausserdem werden RAW-Dateien mit bis zu 16-Bit aufgenommen, selbst gute Monitore stellen aber nur um die 10-Bit dar. Ebenfalls etwas, was es wieder zu beachten gilt, wenn Bilder digital korrigiert oder bearbeitet werden sollen.

Farbmanagement bedeutet also, ohne jetzt schon auf die einzelnen Möglichkeiten diesbezüglich einzugehen, dass mit speziellen Geräteprofilen und Farbprofilen dafür gesorgt wird, dass ein Bild auf allen Geräten identisch aussieht. Farbmanagement gleicht quasi die Eigenheiten der Monitore aus und verändert sie so, dass das gesehen wird, was hinterher beispielsweise aus dem Drucker kommt.

Drucker nutzen dann nämlich wieder das CMYK-Farbmodell, nicht das RGB-Farbmodell gängiger Kameras oder Monitore. Einer der Gründe, warum Farben am Bildschirm eben oft gänzlich anders wirken, als hinterher auf dem Fotopapier.

Das wiederum heisst, dass nur mit einem durchdachten Farbmanagement dafür gesorgt werden kann, dass alle Bearbeitungen hinterher auch korrekt im Druck wiedergegeben werden. Es heisst aber auch, dass das, was auf dem Monitor sichtbar ist, tatsächlich auch dem entspricht, was später einmal gedruckt wird.

Farbmanagement gleicht also alle Unterschiede der Geräte aus. So sehen auf allen Monitoren die Farben identisch aus, die Eigenheiten der Geräte der Displays werden also geschickt ausgeglichen und berücksichtigt, sodass eine Bearbeitung überhaupt erst möglich wird. Hochwertige Monitore können ein viel grösseres Spektrum anzeigen als billige Monitore oder Laptop und Smartphone Monitore dies zu tun vermögen.

Farbprofile für den Einsatz in der Bildbearbeitung

Doch schauen wir uns die sogenannten Farbprofile noch ein wenig genauer an, denn um sie dreht sich in der digitalen Bildbearbeitung eine ganze Menge. Farbprofile sind für einen Grossteil der Veränderungen im Farbmanagement verantwortlich. Sie sorgen nämlich für den erwähnten Ausgleich der Merkmale. Ein schönes Beispiel ist hier der Fotodruck, der fast immer anders aussieht, als auf dem Monitor selbst. Jedenfalls dann, wenn kein Farbprofil verwendet wurde.

Egal ob Fotodruck, Buchdruck oder Leinwand, jeder Drucker hat demnach eine andere Art und Weise, die Farben auf Papier zu bringen. Nicht nur jeder Drucker, auch jedes Gerät zeigt Farben eben leicht unterschiedlich an. Und weil Drucker dann auch noch das CMYK-Farbmodell verwenden und Monitore oder Kameras oft ein einfaches sRGB-Farbmodell, ist das Bild auf dem Monitor nicht das, was hinterher aus dem Drucker kommt. Das sorgt dann gerne mal für Verwirrung oder eben pure Enttäuschung, wenn Farben plötzlich gar nicht mehr so knallig wirken, wie zuvor auf dem Bildschirm.

CMYK steht dabei für Cyan, Magenta, Yellow und den Schwarzanteil (als Key bezeichnet). Statt alles auf einmal zu drucken, wie es gewöhnliche Farbdrucker meist handhaben, entsteht das Bild bei solchen Maschinen in verschiedenen Schichten. Erst Cyan, dann Magenta, dann Gelb und dann der Schwarzanteil. Die Reihenfolge ist dabei allerdings nicht vorgegeben.

Dadurch, dass Monitore nun also einen anderen Farbraum wiedergeben, muss ein Farbprofil verwendet werden, welches mit dem Drucker übereinstimmt. Nur so kann sichergestellt werden, dass die leicht unterschiedliche Farbwiedergabe am Monitor bereits korrekt angezeigt wird. Wird kein Farbprofil verwendet, würde der finale Druck also zwangsläufig anders aussehen, als die bearbeitete und korrigierte Version am Computer. Somit würde die Version nicht dem entsprechen, was erzielt werden sollte.

Doch schauen wir uns Farbräume und Farbprofile noch einmal genauer an, um zu verstehen, was damit gemeint ist und wie das Ganze im Alltag eigentlich funktioniert. Warum unterscheiden sich die Geräte überhaupt so stark voneinander?

Eine Farbe – auf fünf verschiedenen Geräten

Wenn es um Farbprofile geht, kommt immer wieder der Stift-Vergleich zum Einsatz, der verdeutlichen soll, was ein Farbprofil eigentlich genau ist. Mit einem schwarzen Buntstift kann ich beispielsweise durch unterschiedlichen Druck, unterschiedliche Grautöne auf ein Blatt Papier bringen. Diese unterschiedlichen Grautöne sind dann der sogenannte Farbraum, den mein Stift wiedergeben kann. Die Grautöne, die ich mit dem Stift nicht erreichen werde, liegen ausserhalb dieses Farbraums.

Nehme ich nun einen schwarzen Stift von einem anderen Hersteller, wird dieser allerdings auch andere Grautöne auf dem Papier hinterlassen, selbst wenn ich durch denselben Druck versuche, eine exakte Kopie der anderen Töne zu erreichen. Das geht einfach nicht. Jeder Stift hat andere Farbwerte, andere Materialien und so weiter. Je nach Hersteller, Art und Stift, gibt es also vermeintlich niemals dieselben Grautöne, wie bei dem ersten Stift. Es gibt ja auch noch Filzstifte, Lackstifte, Buntstifte, Bleistifte und so weiter, die alle wieder eine ganz andere Farbwiedergabe besitzen.

Der Farbraum betrifft allerdings keine greifbaren Gegenstände. Bei einem Computer oder einem Monitor ist also nicht vom Farbraum die Rede, sondern vom sogenannten Farbprofil. Das Farbprofil betrifft in diesem Fall nur das eine Gerät, im Beispiel den verwendeten Stift. Jeder Stift hat also sein eigenes Farbprofil, demnach seine eigene Vorstellung davon, wie der jeweilige Farbton am Ende genau aussehen muss.

Stellt euch das so vor: Als das mit den Computern alles anfing, erstellten die Hersteller alle ihre eigenen Standards. Wie Farben dargestellt wurden, gehörte ebenso dazu. Das führte dazu, dass jeder Computer anders war. Dann gründete sich das International Color Consortium. Das International Color Consortium (kurz ICC) erstellte nun Farbprofile, sogenannte ICC-Profile, um Farbräume der unterschiedlichen Geräte in einfach auslesbaren Farbprofilen zu speichern. Ich öffne also ein Bild, sehe das Farbprofil ein und mein Computer erkennt dieses und gibt das Bild farbgenau wieder. So kommt es nicht mehr zu verfälschten Farben.

Verschiedene Farbprofile, für verschiedene Einsätze

Farbprofile sind der Kern im Farbmanagement, denn sie spielen eine entscheidende Rolle, um Bearbeitungen vornehmen zu können. Das betrifft in erster Linie die Anpassung von Bildern, die hinterher gedruckt werden sollen. Ziel ist es immer, das spätere Druckergebnis bereits vorher am Monitor zu sehen und entsprechend kontrollieren bzw. einschätzen zu können. Denn ein Druck wird niemals einen so grossen Farbraum besitzen, wie der Monitor, der das Bild gerade darstellt.

Farbprofile gibt es eine ganze Menge. Für jeden Papiertyp gibt es ein anderes, für jeden Druck unterschiedliche Bedingungen. Ist der Monitor entsprechend kalibriert, lässt sich das Farbprofil in den Einstellungen nachträglich ändern. Auch die Software zur Bildbearbeitung, wie z. B. Photoshop, erlaubt es in den Optionen ein anderes Farbprofil zu wählen. Das ist wichtig, weil eben nur so sichergestellt werden kann, dass Sie auf dem Bildschirm genau das sehen, was hinterher auch aus dem Drucker kommen wird.

Das Prinzip selbst ist also recht einfach zu behandeln. Ein Druck auf der Leinwand sieht schlichtweg anders aus, als auf Kopierpapier. Ein Druck auf Fine Art Papier wirkt anders, als ein Druck auf minderwertigem Fotopapier. Weil jedes Papier einen anderen Farbraum besitzt und Farben unterschiedlich wiedergibt.

Um am Monitor nun eine Nachbearbeitung oder Farbkorrektur durchführen zu können, um das zu beeinflussen, was hinterher zu sehen ist, muss also das entsprechende Farbprofil ausgewählt werden. Damit wird der Farbraum zur Anzeige festgelegt, der tatsächlich auch vom Drucker und Papier erreicht werden kann.

Kurz gesagt ist das Farbprofil also eine Art Standardisierung, wie Farben dargestellt und somit auch wahrgenommen werden. Eure Kamera übermittelt zum Foto demnach immer das entsprechende Farbprofil in der Datei. Hier greift das Farbmanagementsystem drauf zu und versteht, zusammen mit dem Farbprofil des Monitors, wie diese Farben wiedergegeben werden sollten. Und weil der Drucker die grossen Farbräume eines Monitors nicht unterstützen kann, ist es notwendig, das Bild mit dem entsprechenden Farbprofil zu bearbeiten, um nicht von der Darstellung auf dem Bildschirm getäuscht zu werden.

Farbmanagement im Druck von Bildern

Am Ende sollten wir diese ganzen verwirrenden Informationen noch einmal ordnen und zusammenfassen. Vor allem deshalb, weil das Thema Farbmanagement kein ganz einfaches ist. Im Grunde könnten wir ein ganzes Buch darüber schreiben, so viele Einzelpunkte und Abweichungen gibt es. Das liegt daran, dass quasi jedes Detail im Profibereich eine Rolle spielt. Hier allerdings nicht, denn hier möchten wir Ihnen lieber ein Grundverständnis von der Materie vermitteln.

Das häufigste Ärgernis, welches im Druck von Fotos vorkommt, ist, dass ein Foto gedruckt werden soll, der Farbraum vorab aber ignoriert wird. Dann ist die Enttäuschung gross, weil beispielsweise besonders die sehr knalligen Farben, auf dem gewählten Papier gar nicht so gut zur Geltung kommen oder sogar vollkommen verschwinden.

Farbmanagement meint also, so haben wir es im Artikel gerade hoffentlich korrekt vermittelt, immer mehrere Bereiche. Zum einen, die unterschiedlichen Farbräume, die aneinander angepasst werden wollen. Zum anderen aber auch die Simulation eines Druckergebnisses, mithilfe des entsprechenden Farbprofils.

Während die Farbräume des Monitors und die korrekte Farbwiedergabe bestimmter Bilddateien also von entscheidender Bedeutung sind, lassen sich die Farbprofile selbst ganz gezielt dazu nutzen, um Drucke vorab zu simulieren und entsprechend bearbeiten zu können. Photoshop versucht im Softproof beispielsweise sogar die Papierfarbe darzustellen und zu imitieren, sodass gleich ersichtlich ist, ob etwaige Farben hinterher auch weiterhin so schön knallig erscheinen oder ob diese im Druck eventuell gänzlich verblassen werden.

Nötig ist all das, da Kameras mitunter den sRGB Farbraum verwenden. Die Farblehre ist wieder etwas anderes, aber den meisten sollte bewusst sein, dass gemischte Tinten nicht dasselbe ergeben, wie gemischte Lichter. 

Tintenstrahldrucker werden ausschliesslich in RGB angesteuert. Die Umwandlung in die jeweiligen Farbkanäle erfolgt entweder direkt in der Drucker-Elektronik (bei Epson HardToneModule, HTM) oder aber im RIP (Raster Imaging Processor, z. B. Colorgate) oder im Zusammenspiel von beidem. 

Im Offset-Druck ist der CMYK-Farbraum vonnöten, nicht der RGB-Farbraum eines Monitors.  Im FineArt Print wird immer im RGB-Farbraum gearbeitet und gedruckt. Wenn der Drucker anschliessend mit Tinten druckt werden die Farben entsprechend aufgearbeitet. Im Offset-Druck wird mit vier Farben gearbeitet, im Fine Art Print mit acht oder mehr Farben.

Das Problem dabei ist dann wieder, dass Tinte nicht so leuchtet wie gefärbtes Licht am Monitor, doch das hatten wir bereits erklärt. Also muss diese Schwäche vom Papier ausgeglichen werden, welches beispielsweise über eine hochglänzende Oberfläche oder einen besonders hohen Weissgrad verfügt. Fine Art Papiere versuchen beispielsweise einen besonders grossen Farbraum abzudecken, wie er nur bei einem Fine Art Print möglich ist.

Der Farbraum ist auf Papier deshalb niemals so gross wie vorab am Monitor. So beschränkt, gilt es die Dateien entsprechend nachzubearbeiten und zu optimieren, damit sie möglichst aussehen, wie zuvor am Computer. Fine Art Papiere besitzen, wie erwähnt, in der Regel einen ganz besonders hohen Farbraum, auf den Sie das gewählte Bild, mit dem richtigen Profil, entsprechend optimieren können. Um diesen Farbraum zu simulieren, schalten Sie also das entsprechende Farbprofil ein und können dann Schwächen im Druck geschickt in der Software ausgleichen. Warum? Weil Sie eben schon vorher am Monitor sehen, was hinterher aus dem Drucker kommen wird. Beachten Sie das Farbprofil nicht, wird der Druck hinterher nicht das zeigen, was auf dem Monitor zu sehen war.

Darum dreht es sich, zumindest grob gesagt, beim sogenannten Farbmanagement. Der Monitor muss kalibriert und abgestimmt sein, die Farbprofile der Kamera sollten Sie bestens kennen und die entsprechenden Farbräume vom Papier sowieso. Nur mit dieser Kontrolle ist es möglich, Farben sehr detailgetreu wiederzugeben und das jeweilige Bild entsprechend zu bearbeiten, um Schwächen oder Unzulänglichkeiten von Druck und Papier ausgleichen zu können. Alles ziemlich kompliziert, weshalb wir das auch gerne für unsere Kunden übernehmen oder Ihnen in Schulungen vermitteln, worauf es dabei ankommt.